Bewerbung: So erstellt Du den perfekten Lebenslauf

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Für HR-Verantwortliche ist es das wichtigste Dokument in den Bewerbungsunterlagen, für viele BerufseinsteigerInnen hingegen oft Neuland: der Lebenslauf – auch Curriculum Vitae (CV) genannt. Jede Jobseite und fast alle Zeitungen und Magazine machen ihn zum Thema. Entsprechend viele Mythen und Gerüchte sind diesbezüglich im Umlauf. Doch auf was kommt es wirklich an und welche Tipps sind nur Kaffeesatzleserei?

Im Prinzip ist es keine große Kunst, einen ordentlichen und vollständigen Lebenslauf zu erstellen. Wie bei so vielen Dingen im Leben, muss aber auch im Lebenslauf der erste Eindruck stimmen. HR-Verantwortliche sehen als Erstes, ob Dein Lebenslauf gut strukturiert ist. Im Prinzip handelt es sich um eine Auflistung Deiner Daten und beruflichen sowie schulischen Stationen.

Konkret sind folgende Angaben relevant:

    • Kontaktdaten
    • Berufserfahrung
  • Schulbildung
  • Sprachkenntnisse
  • IT- und weitere Kenntnisse
  • eventuell auch Hobbys

Solltest Du bereits Fort- oder Weiterbildungen absolviert haben, kannst Du diese unter einem separaten Punkt auflisten. Wenn Du Deinen Lebenslauf nach diesen Kriterien erstellst, bist Du in jedem Fall auf der sicheren Seite.

Kontaktdaten

Hier sind Name, Anschrift, Telefonnummer, E-Mail-Adresse sowie Geburtsdatum und -ort Pflichtangaben. Optional kannst du Deine Staatsangehörigkeit angeben, der Familienstand ist in der Regel nicht von Bedeutung. Neben den Kontaktdaten musst Du unbedingt ein Foto anführen. Bewerbungen ohne Foto landen bei fast allen PersonalerInnen sofort in der Rundablage. Dabei solltest Du auch auf ein professionelles Foto achten, ein Selfie mit der Handykamera oder herausgeschnittene Fotos fallen meist negativ auf.

Berufserfahrung

Wir empfehlen hier – wie auch im Bereich Schulbildung – alle Stationen in chronologisch absteigender Reihenfolge, wie sie z.B. in Amerika üblich ist, anzuordnen. Das bedeutet, dass die neuesten bzw. letzten Stationen am Anfang erscheinen. Gewiss wäre auch eine chronologische Reihenfolge nicht verkehrt – allerdings ist sie bei HR-Verantwortlichen weniger beliebt, da aktuelle und damit meist relevante Stationen nicht gleich auffallen.

Wichtig: Einheitlichkeit ist beim Curriculum Vitae unabdingbar. Verwende also bitte immer das gleiche Datumsformat – ideal ist Monat und Jahr anzuführen, entweder in der Form MM/JJJJ–MM/JJJJ oder mit ausgeschriebenen Monaten.

Nicht vergessen: bei allen Stationen stichpunktartig die wichtigsten und für diesen Job relevanten Aufgabenfelder aufzählen. Solltest Du noch nicht viel Berufserfahrung gesammelt haben, bietet es sich an, Ferialjobs und Praktika anzuführen. Diese kannst Du auch unter einem separaten Punkt auflisten, musst Du aber nicht.

Schulbildung

Bei der Schulbildung verhält es sich formal ähnlich, wie bei der Berufserfahrung. Das heißt auch hier sollte man auf Einheitlichkeit achten und das im Bereich Berufserfahrung gewählte Format fortführen. Die Volksschule kannst Du ruhig weglassen, da es in Österreich ohnehin die allgemeine Schulpflicht gibt und die Schulformen erst ab der Mittelschule oder dem Gymnasium divergieren.

Sprachkenntnisse

Deine Muttersprache – sofern sie Deutsch ist – brauchst Du hier nicht anzuführen. Englisch und weitere Sprachen sind ausschlaggebend und die Angabe, wie gut Du diese sprichst – das wird leider oft vergessen. Idealerweise kannst Du dies mit Zeugnissen oder Sprachtests, die dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (GER) entsprechen, belegen. Im Folgenden sind die sechs Stufen des europäischen Referenzrahmens angeführt. Diese findest du auch unter: http://www.europaeischer-referenzrahmen.de

A1 – Anfänger

Kann vertraute, alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze verstehen und verwenden, die auf die Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen. Kann sich und andere vorstellen und anderen Leuten Fragen zu ihrer Person stellen – z. B. wo sie wohnen, was für Leute sie kennen oder was für Dinge sie haben – und kann auf Fragen dieser Art Antwort geben. Kann sich auf einfache Art verständigen, wenn die Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner langsam und deutlich sprechen und bereit sind zu helfen.

A2 – Grundlegende Kenntnisse

Kann Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, die mit Bereichen von ganz unmittelbarer Bedeutung zusammenhängen (z. B. Informationen zur Person und zur Familie, Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung). Kann sich in einfachen, routinemäßigen Situationen verständigen, in denen es um einen einfachen und direkten Austausch von Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht. Kann mit einfachen Mitteln die eigene Herkunft und Ausbildung, die direkte Umgebung und Dinge im Zusammenhang mit unmittelbaren Bedürfnissen beschreiben.

B1 – Fortgeschrittene Sprachverwendung

Kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht. Kann die meisten Situationen bewältigen, denen man auf Reisen im Sprachgebiet begegnet. Kann sich einfach und zusammenhängend über vertraute Themen und persönliche Interessengebiete äußern. Kann über Erfahrungen und Ereignisse berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele beschreiben und zu Plänen und Ansichten kurze Begründungen oder Erklärungen geben.

B2 – Selbständige Sprachverwendung

Kann die Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen verstehen; versteht im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen. Kann sich so spontan und fließend verständigen, dass ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne größere Anstrengung auf beiden Seiten gut möglich ist. Kann sich zu einem breiten Themenspektrum klar und detailliert ausdrücken, einen Standpunkt zu einer aktuellen Frage erläutern und die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten angeben.

C1 – Fachkundige Sprachkenntnisse

Kann ein breites Spektrum anspruchsvoller, längerer Texte verstehen und auch implizite Bedeutungen erfassen. Kann sich spontan und fließend ausdrücken, ohne öfter deutlich erkennbar nach Worten suchen zu müssen. Kann die Sprache im gesellschaftlichen und beruflichen Leben oder in Ausbildung und Studium wirksam und flexibel gebrauchen. Kann sich klar, strukturiert und ausführlich zu komplexen Sachverhalten äußern und dabei verschiedene Mittel zur Textverknüpfung angemessen verwenden.

C2 – Annähernd muttersprachliche Kenntnisse

Kann praktisch alles, was er/sie liest oder hört, mühelos verstehen. Kann Informationen aus verschiedenen schriftlichen und mündlichen Quellen zusammenfassen und dabei Begründungen und Erklärungen in einer zusammenhängenden Darstellung wiedergeben. Kann sich spontan, sehr flüssig und genau ausdrücken und auch bei komplexeren Sachverhalten feinere Bedeutungsnuancen deutlich machen.

IT- und weitere Kenntnisse

IT wird immer gefragter. Es gibt ExpertInnen, die sogar so weit gehen und behaupten, dass irgendwann jede/r BewerberIn Programmierkenntnisse beherrschen sollte. Ganz so streng sind die PersonalistInnen noch nicht, aber Fakt ist, dass IT-Kenntnisse vor allem, wenn sie eine hohe Relevanz für die ausgeschriebene Stelle haben, immer gut ankommen. Wenn Du Dich als BewerberIn auf absolventen.at registrieren möchtest, hast Du eine große Auswahl an verschiedenen Programmen, bei denen Du zusätzlich bewerten kannst, wie sehr Du diese beherrschst. Gleiches empfiehlst sich, wie zuvor im Bereich Sprachen erwähnt, auch für den Lebenslauf.

Spielen Hobbys eine Rolle?

Viele BewerberInnen fragen sich, ob die Angabe der Hobbys zwingend oder obsolet ist? Antwort: Verpflichtend ist sie nicht, da schulische und berufliche Werdegänge doch mehr Gewicht haben. Jedoch versuchen manche PersonalistInnen, anhand der Hobbys einen Teil der Persönlichkeit der BewerberInnen einzuschätzen. Und Hobbys können tatsächlich ein Indiz für bestimmte persönliche Eigenschaften sein. So könnte man MarathonläuferInnen zuschreiben, dass sie auch im Beruf Ausdauer und Durchhaltevermögen bei schwierigen und anstrengenden Aufgaben mitbringen. „Ich finde die Angabe von Hobbys schon wichtig, zumal es zeigt, dass die/der BewerberIn auch außerhalb der Arbeitswelt Interessen hat und für einen Ausgleich in der Freizeit sorgt. Mitgliedschaften bei Vereinen wie Feuerwehr oder Rotes Kreuz zeigen zudem, dass die/der BewerberIn teamfähig ist“, erläutert auch MMag. Andrea Schlapschy, HR-Generalistin bei Wacker Neuson. Ähnlich äußerst sich Paulina Wiedl von Peek & Cloppenburg: „Hobbys sehr gerne, für mich ist interessant, was die jungen Menschen in ihrer Freizeit machen. Es ist aber selbstverständlich keine Pflicht, so etwas anzugeben. Beim persönlichen Gespräch ist das aber immer eine nette Frage, auf die man eingehen kann.“

Manche Redakteure betreiben beim Thema Hobbys Kaffeesatzleserei: So wird in einem Online-Artikel empfohlen, nur interessante Hobbys wie Cricket anzugeben, jedoch scheinbar gewöhnliche wie Fußball und Lesen wegzulassen. Hier stellt sich allerdings die Frage, wer bestimmt, was interessant und weniger interessant ist. PersonalistInnen, die Lesen gut finden und der Meinung sind, dass Bücher bilden, ist es wohl lieber, dass dieses scheinbar „gewöhnliche“ Hobby angegeben wird als ein spannendes und ungewöhnliches, das die eigenen Interessen nicht widerspiegelt. So gesehen, sollte man den Tipp mit interessant und uninteressant hinterfragen und lieber darauf achten, dass die Hobbys stimmig sind und im Idealfall noch zur ausgeschriebenen Stelle passen. Wer sich beispielsweise als RedakteurIn bewirbt und sich mit (Online)-Medien beschäftigt, sammelt in jedem Fall Pluspunkte. Wobei dies im genannten Beispiel natürlich oft auch eine Voraussetzung ist.

Das sagen HR-Verantwortliche zu den wichtigsten Angaben im Lebenslauf

Andrea Schlapschy

Andrea Schlapschy,
HR-Generalistin bei Wacker Neuson:

„Die zeitlichen Angaben der „Job-Stationen“ sollten so genau wie möglich und ohne Widerspruch sein. Hier ist es empfehlenswerter, etwaige Lücken ehrlich anzugeben und im Gespräch zu begründen, als ungenaue Angaben zu machen, die zu viel Interpretationsspielraum beim Personaler/bei der Personalerin führen können. Solche Unterlagen hinterlassen einen negativen Eindruck und werden meist schnell weg gelegt. Eine genaue Aufgabenbeschreibung bzw. Aufzählung der Tätigkeiten im Job ist hilfreich. Ich möchte schnell einen Einblick haben, welche Erfahrungen die/der BewerberIn schon gemacht hat. Beispiel: die alleinige Angabe im Lebenslauf „Assistent/in der Geschäftsführung“ sagt noch nichts über die Tätigkeiten aus, die Aufgaben einer Assistentin/eines Assistenten der Geschäftsführung können je nach Unternehmen stark variieren.

absolventen.at-Tipp:
Ein optimaler Lebenslauf sollte ein bis zwei Seiten lang sein. Wir empfehlen, den Lebenslauf und alle anderen Unterlagen zu einem PDF zusammenfügen (das geht mit kostenlosen Programmen wie dem PDF 24 Creator recht schnell und unkompliziert). Es sei denn, das Unternehmen macht andere Angaben oder die Dokumente können einzeln auf einer Bewerbungsseite hochgeladen werden.

Generell achte ich auf das Gesamterscheinungsbild der Unterlagen (Umfang, Struktur, Übersichtlichkeit etc.). Manche Bewerbungen umfassen 50 Seiten, andere Bewerbungen sind lediglich ein A4 Zettel. Etwas dazwischen wäre gut.“

Paulina Wiedl

Paulina Wiedl,
Manager HR People & Talentmanagement
Verkauf bei Peek & Cloppenburg:

„Mir persönlich ist die Vollständigkeit sehr wichtig. Im Motivationsschreiben heißt das, darauf einzugehen, warum man sich gerade für diese Art von Ausbildung interessiert, was man am
Einzelhandel spannend findet und warum genau P&C der Wunscharbeitgeber ist.

Oftmals schicken Bewerber ein und dasselbe Anschreiben an 50 verschiedene Unternehmen. Davon rate ich stark ab. Um näher auf das Unternehmen eingehen zu können, informiert man sich am besten vorab schon mal über die Karrierewebseite. Auch der Lebenslauf sollte vollständig sein – wichtig ist die Angabe der letzten Schulausbildung oder Klasse, alle bereits absolvierten Praktika bzw. auch Schnuppertage. Generell gilt bei der Bewerbung: lieber ein Satz mehr als einer zu wenig.“

Lebenslauf optimieren ja – lügen nein!

Ende Juli 2016 berichteten die Medien über einen Skandal um die deutsche Bundestagsabgeordnete Petra Hintz. Das Brisante: Sie hat einen völlig falschen und konstruierten Lebenslauf eingereicht, der auch online einsehbar war. Die Angaben, dass Sie Abitur (Matura) und ein Studium der Rechtswissenschaften abgeschlossen hat, waren frei erfunden. Erstaunlich ist, dass dieses Lügenkonstrukt jahrzehntelang gehalten hat. Nun aber ist ihr Ansehen schwer beschädigt und sie musste ihre Ämter niederlegen. Was sagt uns diese Geschichte: Es zahlt sich nicht aus, im Lebenslauf zu lügen, denn dabei handelt es sich um ein schweres Vergehen. Es droht nicht nur der Verlust des Jobs, sondern auch eine Anzeige.

Nichtsdestotrotz gehört ein Lebenslauf zur Bewerbung. Und eine BeWERBUNG ist schließlich immer eine EigenWERBUNG für Dich und Deine Kompetenzen. Es gilt also: Nicht lügen, sondern geschickt die eigenen Stärken und Erfolge betonen.

Musterlebenslauf für Berufseinsteiger

 

Bilder:
© Florian Klauer – Unsplash
© Andrea Schlapschy
© Paulina Wiedl

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